PLAN
  Lockemann und Neudörfl haben Orte ausgewählt und fotografiert, die die verschiedenen Aspekte der Vertreibung und Vernichtung repräsentieren, wobei sie - als Nachfahrinnen der Täter - bewusst den Schwerpunkt auf die Orte der Täter und nicht der Opfer gelegt haben. Das sind zum einen Orte der Verwaltungsstellen, die die Vernichtung geplant, die Ausführung koordiniert haben, da sind Sammellager, Stätten der Zwangsarbeit, wilde KZs, Deportationsbahnhöfe und da sind jüdische Einrichtungen, die zur Kooperation mit den Nazis gezwungen wurden. Es wurden auch Orte einbezogen, die mit dem so genannten Euthanasieprogramm und mit der Ausgrenzung der Sinti und Roma in Zusammenhang stehen.

Lockemann und Neudörfl haben diese Orte so fotografiert, dass nichts auf die besonderen Ereignisse verweist. Die Orte selbst transportieren keine Inhalte, nur das Wissen um die Ereignisse unterscheidet diese von irgendwelchen anderen. Sie sind dokumentierend fotografiert, da eine Emotionalisierung in der Abbildung von den Orten selbst nicht getragen wird. Die spröde erscheinende Herangehensweise soll ihnen jede Besonderheit nehmen.

Die Bilder haben keine Bildunterschrift, lediglich am Ende des Buches sind die Adressen aller Orte mit ihrer Funktion zur NS-Zeit aufgelistet. Bild- und Textteil sind streng voneinander getrennt, um eine direkte Assoziation zwischen Ort und Funktion unmöglich zu machen. Dies soll unterstreichen, dass im Prinzip jeder Ort potenziell ein Ort der Erinnerung ist. Die Installation ermöglicht einerseits die intensive Beschäftigung mit dem Buch, bietet aber mit einem Stadtplan, auf dem die fotografierten Orte markiert sind, einen weiteren Anhaltspunkt, sich mit der Thematik auseinander zu setzen.

Der Titel PLAN verweist zum einen auf das topografische Moment des Stadtplans, zum anderen auf die Verwaltungs- und Planungsebene, deren Rolle gerade durch ihre Banalität und Unsichtbarkeit im Rahmen des Verbrechens so unfassbar ist.
 
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